Von Passau nach Nürnberg

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Das erste Mal im Zelt übernachten ...

...Am nächsten Morgen ging es für mich weiter, diesmal auf dem Donauradweg, und gerade im Vergleich zum Inn hat mir der Donauradweg unglaublich gut gefallen. In Vilshofen traf ich mich mit Julia (Lehrerin für Latein und Religion) und Sepp (Tierarzt). Die beiden begleiteten mich für ca. 25 km flussaufwärts. Sie wohnen in der Nähe von Landau a.d. Isar und kamen mit dem Auto angereist. Es herrschte perfektes Fahrradwetter mit viel Sonne, aber nicht zu heiß, und zudem hatten wir auch noch Rückenwind. Radfahrerherz, was willst du mehr? Zudem hatte ich auch noch zwei sehr interessante Gesprächspartner, sodass die zwei Stunden wie im Flug vorbeigingen. Da ich auch ein Zelt dabei habe und dieses bisher noch nicht benutzt hatte, wollte ich bei diesem schönen Wetter auch unbedingt im Freien übernachten. Kurz hinter Deggendorf fand ich eine Sandbank direkt am Ufer der Donau. Alles war voller Muscheln und ich wusste sofort, dass hier mein Schlafplatz sein würde. Einem schönen Tag folgte ein noch schönerer Sonnenuntergang. Ich entfachte ein Lagerfeuer, und als es langsam dunkel wurde, kam ich zu der Erkenntnis, dass die schönsten Strände Thailands auch nicht schöner sind als die schönsten Strände an der Donau. Erstgenannte sind für uns einfach nur exotischer.

Lagerfeuer an der Donau

Abendstimmung an der Donau

Am nächsten Morgen bekam ich Besuch von einem Angler, mit dem ich natürlich auch sofort ins Gespräch kam. Er erzählte mir, dass vor zwei Wochen eine Fähre auf der Donau samt Traktor und Autotransporter gekentert ist. Nach einer Stunde hatte er auch seinen ersten Fisch gefangen und fragte mich, ob er ihn für mich filetieren soll. Ich lehnte dankend ab, da mir morgens um 07:00 Uhr noch nicht nach Sushi zumute war. Ich folgte der Donau bis Regensburg, wo ich im wunderschönen Hotel Lux untergebracht war. Im Zimmer stand ein Bett, Dusche und Waschbecken waren auch da und ein Kleiderschrank, nur das Klo fehlte, und ich musste mal und zwar dringend. Auch auf dem Flur fand ich keine Toilette, bis ich schließlich die Tür meines Kleiderschrankes öffnete und dahinter die Toilette fand.

Am Abend bekam ich noch eine sehr interessante Stadtführung. Regensburg ist mittlerweile UNESCO Welterbe. Der historische Stadtkern Regensburgs mit seinen engen Gassen, zahlreichen Patrizierhäusern und Kapellen aus allen Kunstepochen des Mittelalters ist weitestgehend erhalten und damit die größte mittelalterliche Altstadt Deutschlands. Die Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg kaum zerstört und so stehen in der Altstadt rund 1000 Häuser, die mehrere hundert Jahre alt sind und natürlich unter Denkmalschutz stehen. Regensburg wird auch als „die nördlichste Stadt Italiens“ beschrieben.

Sonnenuntergang über Regensburg

Tags darauf folgte ich der B8, wo es einen sehr gut ausgebauten Fahrradweg gibt, auf dem ich nicht einen einzigen anderen Radfahrer traf. Es ging bis Neumarkt in der Oberpfalz. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung bis Postbauer-Heng, wo ich Chris und Steffi, meine nächsten Mitfahrer traf. Chris kenne ich schon seit über 15 Jahren, als er noch in München gewohnt hat. Mittlerweile leben die beiden seit sechs Jahren in Nürnberg, und es sind einige Jahre vergangen, seitdem wir uns das letzte Mal gesehen haben. Nach freudiger Begrüßung ging es erst mal in den Biergarten Ludwigkanal. Dort waren wir vom Betreiber eingeladen worden, der uns einiges Interessantes über den Kanal erzählen konnte, und ein paar sehr leckere Bratwürste bekamen wir auch noch serviert. Wir folgten dem Kanal, von dessen Existenz ich bis dahin nichts wusste, bis nach Nürnberg. An einer Stelle fuhren wir unter der A9 durch. Die Autobahn, die ich bereits einige hundert Male entlanggebrettert bin und nie wusste, dass darunter ein wunderschöner Fahrradweg (Fünf-Flüsse-Radweg) verläuft. Wieder wurde mir klar, dass ich auf dem Fahrrad einfach viel mehr sehe als im Auto. Nach kurzem Zwischenstopp bei den beiden zu Hause und dem Waschen einer Ladung Schmutzwäsche in der Waschmaschine machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt zum Abendessen.

Zusammen mit Chris und Steffi aus Nürnberg

Auf dem Weg erzählte mir Chris, dass in Nürnberg Biber leben, die man aber nur selten zu Gesicht bekommt. Er hatte in seinen sechs Jahren Nürnberg noch nicht einen Biber gesehen. Keine fünf Minuten später stand eine Gruppe von ca. 10 Leuten am Ufer und blickte Richtung Wasser. Da wurde mir sofort klar, was sie da anschauten. Mein Herzschlag ging schneller und ich holte sofort meine Kamera raus und tatsächlich, zum ersten Mal in meinem Leben, sah ich einen wild lebenden Biber. Ich war überrascht über seine Größe, denn Biber werden bis zu 30 kg schwer. Was für ein Zufall und Glück für mich. Ich war noch keine zwei Stunden in Nürnberg und hatte schon einen Biber gesehen, andere warten sechs Jahre darauf …

Biber

Auf meiner Reise möchte ich auch die lokalen Spezialitäten essen, und so gab es dann noch Schäufele. Schäufele ist ein Gericht aus der flachen Schweineschulter mit Schwarte und wird langsam stundenlang gegart. Das Fleisch ist butterweich, die Schwarte sehr knusprig. Für jeden Nicht-Vegetarier ein absolutes Muss, wer einmal in Franken unterwegs ist.

Nach dem Essen machten wir noch einen kleinen Abendspaziergang auf die Burg. Es ist schon toll mitten in der Innenstadt eine Burg zu haben. Um 23 Uhr waren wir wieder zurück, und es ist wohl überflüssig zu erwähnen, dass ich Minuten später im Land der Träume verschwunden war.

Nürnberg bei Nacht

07. Mai: 76,5 km / AVG 15,6 km/h / Max 43 km/h

08. Mai: 78,3 km /AVG 19,4 km/h /Max 42 km/h

09. Mai: 128,2 km /AVG 17,3 km/h / Max 69 km/h

 

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